Thomas Schlenker – unser Direktkandidat zur BTW – beantwortet 10 Fragen der Volksstimme

Profilbild Thomas Schlenker

Das Klima wandelt sich. Wie lässt sich das noch stoppen?

Mit einem Klimaschutz-Sofortprogramm führen wir unser Land auf den 1,5 Grad-Pfad. Dabei geht es um Klimagerechten Wohlstand für uns alle. Die Politik muss Rahmenbedingungen schaffen, die es dem Bürger*innen auf sehr einfache, günstige und attraktive Weise leicht macht, umweltfreundlich zu handeln. Vor allem Geringverdiener*innen entlasten wir mit einem Energiegeld, einer Reduzierung der EEG-Umlage und einem Klimabonus. So wird Klimaschutz sozial gerecht. Mit jährlichen Investitionen von 50 Milliarden Euro in den sozial-ökologischen Veränderungsprozess vom aktuellen Zustand in eine CO2 neutrale Wirtschaft und Lebensweise, schaffen wir sichere Arbeitsplätze. Teile der Wälder, Felder und Gewässer der Natur sich selbst zu überlassen und nachhaltiger in Land- und Forstwirtschaft arbeiten. Gezielte Aufforstung von Mischwäldern.

Neue Formen der Mobilität: Wie muss sich der Nahverkehr in der Fläche ändern?

Der Ausbau von Radwegen über eine Reform des Straßenverkehrsrechtes ist das Ziel. Grund- und Mittelzentren und Dörfer im ländlichen Raum müssen gut mit sicheren Radwegen vernetzt werden. Vielerorts fordern Bürgerinitiativen dies. In der Stadt Oebisfelde-Weferlingen kämpft eine BI bereits seit 6 Jahren für einen straßenbegleitenden Radweg entlang der L 24. Die öffentlichen Verkehrsmittel Busse und Bahnen müssen öfter im ländlichen Raum fahren, barrierefrei sein und die Fahrradmitnahme ermöglichen. Von jedem Ort in der Börde und dem Jerichower Land muss man mit dem ÖPNV schnell in einen anderen kommen können. Kurze Taktungen wie in Städten und variablere angepasste Busgrößen sorgen dafür. Die Preise müssen attraktiv bis hin zum ticketlosen ÖPNV gestaltet werden. Der Staat muss die öffentlichen Verkehrsbetriebe stärker fördern. 

Weg von Glyphosat und Käfighaltung: Wie können Bauern dabei existieren?

Bio-Landwirt*innen, aber auch zunehmend konventionelle Landwirt*innen verzichten auf den Einsatz von Glyphosat. Regelmäßiges striegeln (Bodenbearbeitung) macht es möglich. Glyphosat wird vorrangig genutzt, weil es billiger ist, Gift auszubringen, als das Feld zu pflügen und ruhen zu lassen. Für mindestens die Hälfte der öffentlichen Gelder wollen wir bis 2028 eine ökologische Zweckbindung erreichen. Mobile Hühnerställe ermöglichen den Hühnern Auslauf und sorgen für eine gute Qualität. Wir brauchen vielmehr Freilandhaltung für alle anderen Zuchttiere. Statt Masse besteht die Zukunft der Lebensmittelproduktion in noch mehr Qualität. Ein faires Einkommen für die Landwirt*innen ist dazu die Voraussetzung. Die Landwirt*innen fördern, die den Tieren und den Ackerfrüchten die natürliche Zeit zum Wachstum gewähren.

Verbraucherampel contra Geiz ist geil: Wie wird gesundes Essen bezahlbar?

Gesunde Lebensmittel gib es nicht zum Nulltarif. Falsche Ernährung fördert Krankheiten, unter denen viele Menschen leiden. Dadurch werden auch die Sozialkassen belastet. Den Weg der Supermärkte, immer mehr Lebensmittel in Bio-Qualität in das Sortiment aufzunehmen, finde ich gut. Das zeigt auch den Bedarf. Wir haben mit unseren guten Böden in unserer Region die besten Voraussetzungen, Bioprodukte zu produzieren und den steigenden Bedarf zu decken. Es gibt zu viele Ampeln. Das ist schwierig für uns Verbraucher. Eine ehrliche Ampel ohne jeglichen Lobbyismus wäre ein Traumziel. Aufklärung in Ernährungsfragen gehört in die Schulbildung. Dann hat Geiz ist geil keine Chance in der Ernährung. Lebensmittel müssen natürlich, unverfälscht und gesund sein, ohne künstliche Aromen und vom Landwirt*innen aus unserer Region stammen.

Mann, Frau, divers – wie sollen wir in Zukunft schreiben und sprechen?

Ich finde es richtig, Sprache differenziert und wertschätzend zu nutzen. Dazu gehört für mich auch das Verwenden geschlechterneutraler Berufsbezeichnungen. Es kommt sehr darauf an, welche Wertschätzung wir jedem einzelnen in unserer Gesellschaft schenken. Wenn wir offen und vorbehaltlos mit unseren Mitmenschen umgehen, ihnen zuhören und gleiche Rechte einräumen, egal welches Geschlecht, welche Sexualität, welche Religion oder Hautfarbe sie haben, ergibt sich von ganz allein eine wertschätzende Anrede und Sprache. Persönlich bin ich der Meinung, dass man mit Änderungen der deutschen Sprache sehr behutsam umgehen sollte. Wie die Gesellschaft, verändert sich aber auch die Sprache. Wir sollten den Empfehlungen unserer Sprachexperten daher vertrauen.   

Arm gegen Reich – wie wird Deutschland gerechter?

Eine Vollzeitkraft muss von dem Lohn leben und später auch eine gute Rente beziehen können, die oberhalb des Existenzminimums liegt. Wir wollen sofort einen Mindestlohn von 12,00 € einführen. Sozialpartnerschaft, über Tarifverträge gebundene Beschäftigung und Mitbestimmung sind die Eckpfeiler unserer sozialen Marktwirtschaft. Sie haben unser Land stark gemacht. Steuerschlupflöcher müssen konsequent gestopft werden. Wo produziert wird, müssen auch die Steuern bezahlt werden. Ich finde, Menschen mit hohen Einkommen (über 100.000 Euro) können höhere Steuern zugemutet werden. Über eine gerechtere Entlohnung sollte jeder einzelne Beruf mehr Wertschätzung erfahren. Staatliche Fördermittel dürfen nur in Unternehmen fließen, die ihren Angestellten einen gerechten Lohn bezahlen und Arbeitsplätze in Deutschland sichern und schaffen.  

Endlich Rente – Müssen meine Enkel bis 80 arbeiten?

Die langfristige Sicherung des Rentenniveaus auf mindestens 48 Prozent hat oberste Priorität. Bei Bedarf auch durch Steuerzuschüsse, um Arbeitgeber*innen und Abnehmer*innen nicht mehr zu belasten. Schrittweise wollen wir die Rentenversicherung in eine Bürger*innenversicherung umwandeln, in die alle zahlen und von der alle was haben. Im ersten Schritt sollen Selbstständige in berufsständige Versorgungswerke und Abgeordnete in die gesetzliche Rentenversicherung aufgenommen werden. Ich bin strikt gegen eine weitere Erhöhung des Renteneintrittsalters. Ich persönlich würde das Renteneintrittsalter von 67 wieder auf 65 reduzieren wollen. Das Programm meiner Partei sieht vor das Renteneintrittsalter stabil bei 67 zu halten, aber den Menschen die Möglichkeit zu geben, selbst darüber zu entscheiden, wann Sie in Rente gehen wollen.  

Freiwilligkeit oder Zwang – was hilft am besten gegen das Coronavirus?

In einer Demokratie hat die Freiwilligkeit immer Vorrang vor Zwang. An die Menschen appellieren und diese mit Argumenten überzeugen ist natürlich der beste Weg. Doch die Freiheit und Freiwilligkeit hört dort auf, wo für andere eine Gefahr entsteht. Nämlich für Menschen, die sich nicht durch Impfungen schützen können. Deswegen halte ich klare Regelungen für richtig und hilfreich. Wir neigen dazu, die Regelungen nicht flexibel zu formulieren und reglementieren zu stark. Das führt im Moment zu einer Diskussion die Bürger*innen schnell in zwei Klassen teilen kann. Das tut der jetzt schon stark gebeutelten Gemeinschaft nicht gut. Die Regeln müssen verständlich und einfach sein. Wir brauchen eine starke und solidarische Gemeinschaft, die Rücksicht auf den Nächsten nimmt, um die Pandemie endlich zu überwinden.

Wirtschaft, Politik  und Medien in Westhand – wie bekommt der Osten mehr Gehör?

Der Osten hat heute einen guten Stand. Es muss gegen die stetigen Ost-West Parolen mit Mut und Zuversicht angegangen werden. Das Pflegen alter Ost-West Klischees hilft keinem. Die Zukunft gehört den Nachwendegenerationen, die ganzheitlich und gesamtdeutsch denken. Diese Generationen verschaffen sich zunehmend gesellschaftliches Gehör und verlangen von den älteren Generationen endlich tiefgreifende Änderungen in unserem Denken, Wirtschaften und Handeln. Die Nachwendegenerationen sind die CO2 neutralen Antriebe der deutschen Zukunftsgesellschaft. Diese fordert zu Recht für Ihre Zukunft, dass wir endlich alle Katalysoren einschalten und den Klimaschutz voranbringen, um ihnen eine nachhaltige Lebensperspektive zu schaffen und eine intakte Welt zu vererben. Ich bin stolz und habe große Sympathie für die Fridays for Future Bewegung.

Koalitionsfrage –  Mit welchen Parteien wollen Sie Ihre Ziele nach der Wahl umsetzen?

Wir wollen mit Parteien, die unsere föderalen demokratischen Grundwerte anerkennen und weiterentwickeln wollen und die Klimaschutz als vorrangige gesamtgesellschaftliche Aufgabe begreifen, konstruktive Gespräche zur Bildung einer Koalition führen. Die AFD gehört eindeutig nicht dazu. Unser Ziel ist es, eine Koalition anzuführen, die das Beste aus Gegensätzen macht. Die anerkennt, dass ein Koalitionspartner auch Wertvolles an den Tisch bringt und auch Recht haben kann. Dazu gehört ein neuer Stil innerhalb der Zusammenarbeit in der Regierung. Als Partei haben wir Teamgeist und Kooperation in den letzten Jahren erprobt. Unser Wahlslogan heißt daher Bereit, weil Ihr es seid.

Bündnis 90/Die Grünen
Jerichower Land und Börde

Link zum Artikel von Gudrun Billowie aus der Volksstimme vom 24. August 2021